Eine Woche vor dem Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar begaben sich die zehnten Klassen des Gymnasiums am Rittersberg Kaiserslautern auf eine Gedenkstättenfahrt nach Weimar, um mit dem ehemaligen „Konzentrationslager“ Buchenwald einen zentralen Gedenkort an die Verbrechen des NS-Regimes zu besuchen. Im Rahmen der Demokratietage des Landes Rheinland-Pfalz und in Einklang mit der Initiative Demokratie macht Schule verfolgten wir hier das Ziel, historisch-politische Bildung an einem außerschulischen Lernort zu erreichen.
Schon die Anreise bot die Gelegenheit für einen geschichtsgeladenen Zwischenstopp. In Eisenach hatten wir die Gelegenheit, die Wartburg zu besichtigen – berühmt vor allem für das Wartburgfest und Luthers Bibelübersetzung. Mit Ankunft in Weimar begann die thematische Auseinandersetzung mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte – dem Nationalsozialismus. Gemeinsam schauten wir den Film „Sophie Scholl – die letzten Tage“, um neben dem Grauen auch den mutigen Widerstandskämpfern zu gedenken, die sich gegen das Regime auflehnten. Am nächsten Tag besuchten die verschiedenen Klassen unterschiedliche Programmbausteine. In einer historischen Stadtführung „Demokratie aus Weimar“ lernten wir die besondere Bedeutung Weimars für die deutsche Demokratieentwicklung kennen, sahen das Theater, in dem 1919 die erste deutsche Nationalversammlung zusammentrat, um die Weimarer Republik zu begründen und verfolgten den Weg dorthin im Stadtmuseum nach. Im Haus der Weimarer Republik konnte gleichzeitig eine andere Klasse den politischen, sozialen und wirtschaftlichen Alltag der Jahre zwischen 1919 und 1933 erkunden.
Den dritten und zentralen Baustein stellte der Besuch des ehemaligen „Konzentrationslagers“ Buchenwald dar. Als das größte Lager auf deutschem Boden sind hier noch immer viele Spuren des Zivilisationsbruchs des Holocausts zu erkennen, was ein hohes Maß an Authentizität ermöglichte. In begleitenden Workshops der Gedenkstätte wurden die Schülerinnen und Schüler erst mit Hintergrundwissen versorgt und konnten ihr eigenes Vorwissen und ihre Erwartungen formulieren, bevor ein begleiteter Rundgang über das Gelände stattfand. Dieser endete in einem beeindruckenden Museum, das unter anderem die Einzelschicksale der Häftlinge beleuchtet und damit den schier unvorstellbaren Zahlen Gesichter gibt. Die Grundrisse der Baracken, der Appellplatz, das Eingangstor mit den markerschütternden Worten „Jedem das Seine“, das ehemalige Krematorium und nicht zuletzt die Gedenktafel, die an die Opfer erinnert und die dauerhaft auf die Temperatur von 37 Grad erhitzt wird – die Körpertemperatur jedes Menschen, egal welcher Hautfarbe, Religion oder Nationalität – machten den Aufenthalt zu einem denkwürdigen Besuch, der mehr Eindrücke vermitteln konnte als jede Geschichtsstunde.
Nachdem die Programmbausteine am Mittwoch durch die jeweils anderen Klassen besucht wurden, traten wir die Rückfahrt nach Kaiserslautern an. Es bleiben drei eindrückliche Tage, deren Wert für die historisch-politische Bildung nicht überschätzt werden kann. Die Klassen haben Erfahrungen machen können, die jeder Schüler und jede Schülerin in der Schullaufbahn mindestens einmal machen sollte, um das Gedenken und die Erinnerung an das Grauen des Nationalsozialismus auch nach dem Tod der letzten Opfer noch aufrecht zu erhalten. Dies ist durch nichts so eindrücklich möglich wie durch einen Besuch eines so eindrucksvollen Gedenkortes.
Wir bedanken uns ausdrücklich bei dem Pädagogischen Landesinstitut Rheinland Pfalz und der Koordinierungsstelle für schulische Gedenkarbeit und Zeitzeugenbegegnungen für die finanzielle Bezuschussung der Fahrt.