Weihnachtsgruß unseres Schulpfarrers

Liebe Schulgemeinschaft,
auch in diesem Jahr veröffentlichen wir gerne den Weihnachtsgruß unseres Schulpfarrers Stefan Müller.

Download: Weihnachtsgruß 2023

Herzlichen Dank!

Liebe Rittersbergerinnen,

„Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (1. Mose 16,13) So lautet die Jahreslosung für das nächste Jahr 2023. Wer sieht mich eigentlich? Hier am Rittersberg? Zwei wirklich schwierige Corona-Schuljahre liegen hinter uns. Doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass das „Hamsterrad“ Schule in diesem Schuljahr einfach so weiter läuft, als wäre nichts gewesen. Wer sieht wirklich, was diese Jahre mit uns gemacht haben? Wer sieht, wie wir alle in dieser Zeit an unsere Grenzen gekommen sind? Gerade erst hat sich der Ethikrat der Bundesregierung dafür entschuldigt, dass die Probleme von Kindern und Jugendlichen in der Coronazeit zu kurz gekommen sind. Und jetzt? Ändert sich daran etwas? Während der Coronazeit schienen Lehrerinnen fast systemrelevant zu sein. Und jetzt? Alles wieder wie vorher? Aber es sind nicht nur die anderen oder „die da oben“, die mich oft nicht sehen. Sehe ich, was die Schülerinnen in diesen Zeiten wirklich leisten? Sehe ich, welche Herausforderungen meine Kolleginnen tagtäglich in diesen Zeiten stemmen müssen. Sehe ich auch noch den Menschen – hinter den Leistungen und beruflichen Herausforderungen?

Wer genau hin“sieht“, der sieht die psychischen Belastungen, die finanziellen Sorgen, den alltäglichen Stress, der fühlt diese ständige Krisenstimmung. Denn während Corona fast schon wieder Geschichte ist, hoffentlich, lassen uns die Krisen nicht los. Gibt es noch etwas anderes als Krise? Da muss ich gerade jetzt besonders an die Fußball-WM denken. Ich selbst habe sie boykottiert. Aus – wie ich finde:) – guten Gründen. Doch immer wieder habe ich die letzten Wochen an früher gedacht. An die WM 1990. Ich war 13 Jahre alt. Ich kannte jeden Spieler. Habe jedes Deutschlandspiel gesehen. Überhaupt: Die Jahre 1989/90, die deutsche Einheit. Aufbruchstimmung, wohin man sah! Eine Zeit des Friedens und der Freiheit lag vor uns! Was ist davon geblieben? Wenn ich die heutigen Schüler*innen sehe, bewundere ich sie manchmal. Alles in allem bewältigen sie diese Zeit, trotz aller Probleme, erstaunlich gut. Ich weiß nicht, ob ich das so geschafft hätte.

„Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Gerade an Weihnachten wird das besonders deutlich. Denn Gott sieht mich nicht nur „von oben“, sondern in Jesus wird er einer von uns. Er sieht das Leben mit Haut und Haaren. Er fühlt, wie es ist, ein Mensch zu sein. Schon als Kind friert er, wird bedroht. Er fühlt aber auch das andere. Eltern, die ihn beschützen, für ihn da sind. Hirten, die erkennen, was in ihm steckt. Das, was niemand anders sieht! Jesus wird in seinem Leben immer wieder beides erleben. Menschen, die ihn nicht sehen, ihn ablehnen, ihn beschuldigen, ihn enttäuschen! Aber er wird auch Menschen kennen lernen, die ihn sehen, die mit ihm an einem Tisch sitzen, die ihm vertrauen, die an ihn glauben! Die an ihn glauben, weil sie spüren, dass Jesus einer ist, der alle Menschen sieht, auch mich.

An Weihnachten sieht Jesus alle! Er sieht die, die an diesem Tag alleine sind. Er sieht die, die frieren müssen. Er sieht die, die dieses Fest im Krieg leben müssen. Er sieht die, die sich an diesen Tagen streiten. Aber er sieht auch die, die im Kreis ihrer Familie ein schönes Fest feiern. Er sieht die Geschenke, die wir uns gegenseitig in Liebe schenken. Er sieht das gute Essen, das wir in diesen Tagen genießen. Er sieht die friedliche Stimmung, die so viele von uns in diesen Tagen ergreift.

Und nach Weihnachten? Wenn der Alltag uns wieder einholt? Gott sieht uns auch dann, wenn wir Sorgen haben, versagen oder scheitern. Gott sieht uns aber auch dann, wenn uns etwas gelingt, wir Erfolg haben oder voller Lebensfreude sind. Auch hier am Rittersberg sollte es immer einen geben, der mich „sieht“. Und bisher hatte ich immer das Gefühl, dass es hier jemanden gibt, die mich sieht. Einen, der meine Sorgen teilt, der sich aber auch mit mir freut! So werden nicht alle Krisen im nächsten Jahr verschwinden, aber sie werden mein Leben nicht mehr bestimmen. Amen!

Ich wünsche unseren Sekretärinnen, unserem Hausmeister und unseren Reinigungskräften, unserer Schulleitung, meinen Kolleginnen und natürlich allen Schülerinnen mit ihren Familien ein frohes Weihnachtsfest, Gesundheit, erholsame Ferien und ein gesegnetes Jahr 2023.
Schulpfarrer Stefan Müller