Liebe Schulgemeinschaft,
in schöner Tradition veröffentlichen wir gerne den Weihnachtsgruß unseres Schulpfarrers Stefan Müller.
Herzlichen Dank!
Liebe Rittersberger*innen,
ich hoffe, alle haben trotz des Gendersternchens weitergelesen. Da kann man sich ja nicht mehr sicher sein. Und das alles wegen eines Sternchens. Ich will hier gar nicht auf die Diskussion rund ums Gendern einsteigen. Sondern vielmehr darauf, wie wir mit anderen Meinungen umgehen. Da haben wir das Lager der Gendersternchenbefürworter*innen und das Lager der Sternchengegner. Für beide Lager scheint die Zukunft der Menschheit an dieser Frage zu hängen. Und oft stehen sich beide Lager in völligem Unverständnis, Spott und Empörung gegenüber, ja in sozialen Medien wird daraus oft eine herablassende, beleidigende Schmährede bis hin zur offenen Feindschaft.
Dabei bleibt es nicht bei der Sternchenfrage. Auch bei anderen Themen gibt es zunehmend verfeindete Lager. Fleisch oder Vegan? Klimaaktivist oder Klimaleugner? Für Palästina oder für Israel? Die Liste ließe sich noch weit fortsetzen. Leider hat man dabei oft das Gefühl, dass es gar nicht um die durchaus ernste Sache geht, sondern ums Recht haben. Und so beschleicht mich die Sorge, dass der Zusammenhalt bei uns und irgendwie überall in der Welt immer mehr verloren geht und damit auch die Achtung, der Respekt vor dem anderen, das Aushalten anderer Meinungen, Ansichten und anderer Glaubensvorstellungen, wie es zunehmender Antisemitismus und Antiislamismus auf erschreckende Weise zeigen.
Doch zum Glück gibt es Weihnachten und da denke ich nicht ans Gendersternchen, sondern an den Stern von Bethlehem. Dieser Stern führt die drei Weisen aus dem Morgenland zur Krippe in Bethlehem. Ich selbst liebe es, mir in der Weihnachtszeit schön gestaltete Krippen anzuschauen. Sicher, manchmal etwas kitschig oder überladen, manchmal zu harmonisch und ein bisschen zu viel heile Welt. Aber wenn man mal genauer hinschaut, ist so eine Weihnachtskrippe eigentlich eine merkwürdige Ansammlung verschiedener Menschen, die im normalen Leben nichts miteinander zu tun haben. Da stehen ein Mann und eine Frau, noch nicht verheiratet, von einfacher Herkunft und Fremde aus einer anderen Stadt, neben den einheimischen Hirten.
Neben den armen Hirten die drei Weisen, sicher besser gebildet und wohlhabender, aber Ungläubige. Denn sie kommen aus Arabien, sind somit keine Juden. Über der sehr irdischen Szene des Stalls schwebt irgendwo ein beflügelter Engel aus dem Himmel. Und dann sind da ja auch noch Ochs und Esel. Tiere und Menschen vereint. Vereint vor diesem kleinen Kind in der Krippe. Das bedeutet Weihnachten. Dieses Kind in der Krippe bringt Menschen, ja sogar die ganze Schöpfung, zusammen. Die, die sonst nebeneinander her oder sogar verfeindet gegeneinander leben. Es ist der Geist der Weihnacht, ein Geist des Friedens und des Zusammenhalts. Ein Geist, der auch Menschen erreicht, die gar nicht an Gott glauben. Ich glaube, dass Weihnachten darum zum beliebtesten Fest geworden ist, auch über christliche Grenzen hinweg, weil sich diesem Geist der Weihnacht keiner entziehen kann. Das Bild vom Kind in der Krippe ist das Bild unserer Sehnsucht nach Frieden und Gemeinschaft.
Damit dieser Geist aber nicht nur zum kurzen Festvergnügen wird, muss dieses Sehnsuchtsbild in den Alltag hinein strahlen. Überall, wo wir uns für Frieden und Zusammenhalt einsetzen, ob zuhause in unseren Familien, hier am Rittersberg in unseren Klassen, im Kollegium, unter allen Mitarbeiter*innen, da leuchtet auch uns der Stern von Bethlehem. Und wie im Stall von Bethlehem geschieht das nicht dort, wo jemand am lautesten schreit oder anderen seine Stärke und Überlegenheit demonstriert, sondern im Stillen, in der Zurückhaltung. Die drei Weisen folgten dem Stern, weil sie einen mächtigen König suchten. Gefunden haben sie ein kleines, hilfloses Kind. Und doch hat gerade dieses Kind die Kraft, die Welt zu verändern. Dazu passend schließe ich mit der Jahreslosung für das Jahr 2024: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ (1. Kor 16,14). Wenn wir das – mit dem Bild der Krippe vor Augen – beherzigen, mache ich mir um unseren Zusammenhalt keine Sorgen mehr. Amen!
Ich wünsche unseren Sekretärinnen, unserem Hausmeister und unseren Reinigungskräften, unserer Schulleitung, meinen Kolleg*innen und natürlich allen Schüler*innen mit ihren Familien ein frohes Weihnachtsfest, Gesundheit, erholsame Ferien und ein gesegnetes Jahr 2024.
Schulpfarrer Stefan Müller